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Wendepunkt für Value-Aktien?

von Alexander Lippert

Was für ein Monat! Der November brachte nicht nur für die globalen Aktienmärkte eine ausgezeichnete Kursentwicklung mit sich. Der DAX verzeichnete mit einem Plus von 15 Prozent sogar den stärksten November-Anstieg seit seiner Auflage im Jahr 1988. Etwas noch viel Bemerkenswerteres zeigt sich jedoch bei genauerer Betrachtung dieser kleinen Rally. Denn dessen großen Zugpferde waren dieses Mal eben jene links liegen gelassenen Aktien aus den eher zyklischeren Sektoren, die nicht zu selten abwertend unter „Value“ über einen Kamm geschoren wurden. Hier lohnt sich ein zweiter Blick.

Die abwartende Haltung vieler Marktteilnehmer vor der taktangebenden US-Präsidentschaftswahl ist vorüber. Die Unsicherheit und Anspannung vor diesen Wahlen war enorm und zugleich Teil der Erklärung für den schwachen Oktober. Gerade die Kaufzurückhaltung vieler institutioneller Investoren, die ihre Positionierung von den Wahlergebnissen abhängig machten, belastete die Börsenkurse. Der designierte Gewinner Joe Biden, der sogar die meisten Stimmen, die jemals für einen US-Präsidenten abgegeben wurden, auf sich vereint hat, sollte Toleranz und Einheit innerhalb der Vereinigten Staaten fördern und gleichzeitig in der Außenpolitik eine weniger polarisierende Haltung einnehmen, was grundsätzlich gut für die Börsen ist.

Neue Hoffnung durch Impfstoff

Die viel entscheidenderen Nachrichten kamen jedoch kurz nach der Wahl: Überraschend gute Ergebnisse für einen Corona-Impfstoff, der eine hohe Wirksamkeit aufweist und zugleich kurzfristig verfügbar sein sollte. Neue Hoffnung für die Weltöffentlichkeit. Dieser Keim der Hoffnung schafft Zuversicht und weckt den natürlichen Optimismus an den Börsen. Denn sollte der Impfstoff vielleicht auch erst im Laufe des Jahres 2021 für große Bevölkerungsschichten verfügbar sein, so preisen Marktteilnehmer diese Nachricht bereits jetzt in den aktuellen Börsenkursen ein. Damit hatten die Wenigsten so schnell gerechnet. Die Freude darüber war auch an den Börsen zu spüren. Zudem bedeutet diese Botschaft einen Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung vieler Unternehmen am Kapitalmarkt. Aktienkurse von Unternehmen, die besonders von der Pandemie betroffen waren, insbesondere aus den Branchen Touristik, Unterhaltung, Immobilien, Banken sowie Energie, erholten sich insgesamt enorm schnell. Für sie eröffnet die Verfügbarkeit eines Impfstoffs die Rückkehr zur Normalität – zumindest zu einer Art neuer Normalität.

Value-Renaissance

Mit nachlassender Unsicherheit gerieten die typischen Corona-Gewinner etwas aus dem Fokus der Anleger. Stattdessen feierten zyklischere Werte und „Value“-Aktien ihre Wiederentdeckung. Zu Beginn dieser großen Sektorrotation wurden geradezu panisch die im bisherigen Jahresverlauf am stärksten gebeutelten Aktien gekauft. Je tiefer diese gefallen waren, desto interessanter schienen sie als vermeintliche Schnäppchen. Hier zeigten sich umgekehrt Parallelen zum undifferenzierten Abverkauf im März. In diesem wurden zum Teil stumpf über Stile, Investmentklassen und Qualitäten hinweg Aktien und andere Asset-Klassen zu Cash gemacht. Mit fortschreitender Erholung erfolgte jüngst jedoch eine stärkere Differenzierung nach Qualität der jeweiligen Unternehmen.

Gerade das ist der entscheidende Punkt in dieser laufenden Umorientierung der Anleger, die primär durch den Game Changer „Impfstoff“ ausgelöst wird: Alle Unternehmen sind wieder gleichberechtigt im Spiel bzw. auf dem Parkett der Börse. Qualitativ hochwertige, aber durch ihre zyklischen Eigenschaften unbeliebte Unternehmen gehören nun wieder zur Stammmannschaft und werden nicht mehr von Vornherein unbeachtet auf der Bank sitzen gelassen. So liegt nun zum Beispiel der Aktienkurs des Mietwagenverleihers Sixt wieder auf Vor-Corona-Niveau, und das obwohl längst noch nicht wieder so viele Flugreisende ihre Urlaubsreisen in einem Wagen von Sixt antreten wie zuvor. Hier wird unter anderem bereits eingepreist, dass Sixt mit seiner hervorragenden Kapitalausstattung, dank rigoroser Kostendisziplin und kluger Zukäufe in der Krise sehr schnell wieder in die Erfolgsspur und damit zurück zu profitablem Wachstum gelangt, sobald sich die Dinge auch in der Realität aufhellen. Die Reiselust dürfte nach den Entsagungen der letzten Monate nur noch größer sein. 

Neusortierung der Märkte

Die immense Erleichterung, die mit der Impfstoff-Meldung einherging, zeigt sich auch an den europäischen Indizes, die allesamt im November prozentual gut zweistellig zulegten. Während der breite Markt seit Ende des Tages der Veröffentlichung bis Ende November noch etwas mehr als zwei Prozent zulegen konnte, hat der MSCI Europe Value Index sogar mehr als 6 Prozent geschafft und damit zumindest einen kleinen Teil des zuvor verlorenen Terrains zurückerobert. Investorengelder, die nun im Zuge der höheren Visibilität wieder in den Aktienmarkt drängen, treiben diese Entwicklung. Viele Titel aus dem Value-Segment bieten Potenzial für wertorientierte Anleger. Bei ihnen zählen bald wieder ihre operativen Entwicklungen.

Die Wucht der Neusortierung der Märkte im November zeigt sich an außerordentlich markanten Sektorbewegungen in Europa: Zwischen dem besten Sektor (Öl & Gas +30,6 Prozent) und dem schlechtesten Sektor (Gesundheitswesen +6,1 Prozent) klaffte eine Lücke von über 24 Prozent. Der bis Ende Oktober schwächste Subsektor, der Bankensektor, legte allein im November ebenfalls über 30 Prozent zu. Defensive Sektoren wie Nahrungsmittel- & Getränkehersteller sowie Haushaltgüterhersteller gewannen nur gut 9 Prozent, was auch beeindruckend aber weit unterdurchschnittlich war. Denn im Vergleich dazu stieg der breite europäische Markt repräsentiert durch den STOXX Europe 600 TR um 13,7 Prozent. Dies alles sind wohlgemerkt monatliche Bewegungen, die sonst auch gut und gerne innerhalb eines normalen Börsenjahres von statten gehen können.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt, der für eine nachhaltige Erholung von Value-Titeln spricht, ist die hohe Differenz in der monatlichen Wertentwicklung der jeweiligen Länderindizes. So erholte sich beispielsweise der deutsche Leitindex DAX 30 (+15 Prozent) weniger stark als der eher Banken-lastige, spanische IBEX 35 (+25 Prozent) oder der französische CAC 40 (+20 Prozent). Dies ist zum Teil auf die immensen Hoffnungen auf die Verfügbarkeit eines Impfstoffs zurückzuführen, der vor allem in den stärker vom Corona-Virus betroffenen Ländern wie Frankreich, Spanien und Italien dringend benötigt wird. Aktien und Indizes dieser Länder waren im bisherigen Börsenjahr 2020 die Schlusslichter, während sich die deutschen Pendants nicht zuletzt dank exzessiver staatlicher Wirtschaftsunterstützungsmaßnahmen wesentlich besser schlagen konnten. Die europäischen Aktienmärkte, deren Unternehmen im Vergleich zu den USA eher Value-lastig sind, bieten im Zuge globaler Umschichtungen eine solide Möglichkeit, auf eine wirtschaftliche Erholung zu setzen.

Vor allem die immensen monetären und fiskalpolitischen Stimuli sind es, die die Börsenkurse befeuern und quasi als ultimative Absicherung fungieren. Politiker und Notenbanker wollen keine Risiken eingehen, weswegen sie lieber zu viel als zu wenig Unterstützung leisten. Der operative Ausblick vieler zyklischer Unternehmen blieb jedoch aufgrund der ordnungspolitischen Eingriffe in die freie Wirtschaft getrübt, solange es keinen Impfstoff oder eine wirksame Medikation gegen das Corona-Virus gibt. Ihre Aktienkurse konnten deswegen im Verlauf von 2020 nicht mit eher defensiven Werten sowie Wachstumsaktien mithalten. Die Meldung über die Entdeckung eines erfolgreichen Impfstoffs markierte den Wendepunkt in dieser misslichen Lage. Bisher wurden erst Teile der bisherigen Aktienkursverluste vieler qualitativ guter „Value“-Aktien wieder aufgeholt. Wenn im nächsten Jahr auch noch die Inflation im Zuge einer schnellen, von einer Geldschwemme getriebenen wirtschaftlichen Erholung geschürt werden sollte, dürfte diese relative Erholung auch nicht so schnell wieder abebben.

Chancen für aktives Fondsmanagement

Die Kluft, die sich zwischen Value und Growth in den vergangenen Jahren aufgebaut und dieses Jahr noch mehr verschärft hat, sollte sich nun weiter schließen. Im November erfolgte dies insbesondere durch eine Outperformance von Value, die nicht zwangsläufig einherging mit absoluten Kursverlusten bei Growth. Gerade für aktiv verwaltete Fonds bietet diese Konstellation große Chancen. Die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass unsere eigenverantwortlichen Teams weiterhin sehr positive Resultate erzielen können, und dies trotz teils grundlegend unterschiedlicher Ansätze und selbst in Marktlagen mit derart extremen Bewegungen in kurzer Zeit. Mittels aktiven Managements kann auch eine solche Sektorrotation zu einer Win-Win-Situation für Anleger mit den unterschiedlichsten Überzeugungen werden. Aktives Fondsmanagement lebt von der Einzelwerteselektion, die auch in widrigen Marktphasen Früchte tragen sollte.

Autor: Alexander Lippert, Portfoliomanager des MainFirst Germany Fund und MainFirst  Top European Ideas Fund

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