Eines ist dieser Tage sicher; die Unsicherheit an den Finanzmärkten bleibt unser ständiger Wegbegleiter. Viele geopolitische Krisenherden und gedämpfte volkswirtschaftliche Aussichten erschweren den Investoren mitunter den klaren Blick auf die Dinge und treiben ihnen zusehends Schweißperlen auf die Stirn. Die Kurse schwanken stärker und wenn sie sich regelrecht überschlagen, kann das der Nährboden für eine sich noch mehr verbreitende Unsicherheit in der Anlegerschaft sein. Speziell in einer derartigen Gemengelage, wie wir sie schon des Öfteren auch in der jüngeren Vergangenheit beobachtet haben, rücken sogenannte Mean-Reversion-Strategien verstärkt in den Fokus. Was genau verbirgt sich dahinter?
Der Investitionsgedanke lässt sich wie folgt umreißen: Man kauft gewisse Märkte zu dem Zeitpunkt, wenn diese im historischen Vergleich schlechter gelaufen sind in der Erwartung, dass sie kurzfristig wieder zu ihrem mittelfristigen Trend zurückkehren. Die Ineffizienz von Märkten oder auch irrationales Anlegerverhalten spielen als mögliche Auslöser in diesem Kontext eine erhebliche Rolle. Das erfordert zum einen zwangsläufig Stringenz im Investmentprozess. Es verlangt zum anderen aber auch Mut und fällt dem durch Emotionen geleiteten Menschen tendenziell eher schwer. Das bedeutet, der Mean-Reversion-Strategie liegt ein systematischer Ansatz zugrunde, dessen Philosophie darin besteht, sehr opportunistisch zu handeln und sich stets gegen die aktuellen Markttrends zu positionieren.
Umgesetzt wird dies durch ein konsequentes Mean-Reversion-Modell, welches den Grad der Marktübertreibungen prüft (so vorhanden) und eine entsprechende Gegenposition eingeht. Anlageinstrumente sind dabei ausschließlich gelistete liquide Futures mit starker Konzentration auf den entwickelten Industriestaaten. Welche Zielvorstellung geht mit diesem Ansatz einher? Eine attraktive marktunabhängige Rendite (3-4 Prozent über dem Geldmarktsatz) mit geringer Volatilität (langfristiges Volatilitätsziel 4 Prozent) wird angestrebt. Im Detail lautet die Prämisse, dass je höher die Volatilität beziehungsweise die Divergenzen innerhalb der unterliegenden Finanzmärkte sind, desto mehr Handelsgelegenheiten eröffnen sich. Diese strategische Herangehensweise hat sich auch in der Praxis bewährt. Der Blick auf die Historie zeigt, dass bei konsequentem Umsetzen dieser Investmentphilosophie als Beimischung zu einem traditionellen konservativen Mischportfolio eine Verbesserung der Risikokennzahlen sowie der Rendite-Risiko-Kennzahlen erzielt wurde. Die Volatilität sank beziehungsweise der maximale Verlust reduzierte sich deutlich. Erwähnenswert ist zudem, dass diese Strategie sich nicht nur in Monaten fallender Kurse bezahlt macht, sondern auch im Umfeld positiver Aktienmärkte profitieren kann.
Autoren: Björn Esser, Christian Schütz, Dr. Timo Teuber und Moritz Schierholz, Fondsmanager des MainFirst Contrarian Opportunities im Team Quantitative Investment Solutions