Ein neuer Rohstoffzyklus beginnt – und die meisten Anleger schlafen noch. Während Tech-Werte nahe historischer Höchstbewertungen notieren, sendet ein unscheinbarer Markt klare Signale: Gold hat längst den Aufbruch begonnen. Silber, Kupfer und Co. könnten folgen – getragen von geopolitischen Umbrüchen, Zinswende und wachsender physischer Knappheit. Wer jetzt nicht umdenkt, verpasst mehr als nur eine Gelegenheit.
Gold – historischer Taktgeber
In vergangenen Marktphasen erwies sich Gold stets als verlässlicher Frühindikator. Als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten ist es tief in der Marktpsychologie verankert. Doch seine Rolle geht darüber hinaus: Gold markierte wiederholt den Anfang breiter Aufwärtsbewegungen im Rohstoffsektor.
Auch diesmal zeigt sich eine auffällige Entwicklung. Seit Beginn der Pandemie steigt der Goldpreis – nicht sprunghaft, sondern kontinuierlich. Das Verhältnis von Rohstoff- zu Aktienmarktperformance liegt – trotz gewisser Erholung – weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau. In der Vergangenheit markierten vergleichbare Phasen oft den Beginn einer Kapitalrotation: weg von überbewerteten Wachstumswerten, hin zu realen Vermögenswerten wie Rohstoffen und Edelmetallen.
Ein verändertes Umfeld zwingt zum Umdenken
Die Ära des billigen Geldes ist vorbei. Mit dem Zinsanstieg seit 2021 hat sich das makroökonomische Umfeld grundlegend gewandelt. Inflation, geopolitische Spannungen und volatile Märkte zwingen Investoren, etablierte Allokationsmodelle zu überdenken.
In dieser neuen Realität verlieren klassische Anleihen an Strahlkraft – reale Erträge sind schwer kalkulierbar. Rohstoffe dagegen bieten physische Knappheit, Inflationsschutz und eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen. Gold hat sich seit der Jahrtausendwende als langfristiger Wertträger bewährt – mit stabilen, teils deutlich positiven Realrenditen.
Asien verändert den Takt
Gleichzeitig mehren sich globale Signale für eine strategische Aufwertung von Edelmetallen. In China nimmt die Bedeutung physischer Goldreserven zu, ebenso in Russland. In Asien insgesamt steigt der reale Edelmetallbedarf – oft mit Preisaufschlägen gegenüber westlichen Märkten.
Solche Entwicklungen verweisen auf eine geopolitisch motivierte Reorientierung. Edelmetalle fungieren zunehmend als strategische Reserve – in staatlichen wie institutionellen Händen. Diese Verschiebung birgt langfristige Auswirkungen auf Nachfrage, Preisbildung und die Rolle von Gold und Silber im internationalen Finanzsystem.
Silber – der zyklische Spätstarter
Während Gold früh auf Umbrüche reagiert, gilt Silber historisch als Nachzügler. Doch sobald sich ein Rohstoffzyklus etabliert, entfaltet das Metall sein volles Potenzial – oft mit hoher Dynamik. Das derzeitige Gold-Silber-Verhältnis von über 100 liegt deutlich über langfristigen Mittelwerten. In früheren Zyklen war dies ein verlässlicher Ausgangspunkt für eine überproportionale Silberentwicklung.
Hinzu kommt die wachsende industrielle Bedeutung: Silber ist zentral für Technologien wie Photovoltaik, Halbleiter, Sensorik und Batterien. Die strukturelle Nachfrage steigt, während Lagerbestände an großen Rohstoffbörsen auf Tiefstände sinken. Der Markt ist angespannt – sowohl fundamental als auch preislich.
Frühe Phase – strategische Chance
Viele Marktteilnehmer agieren derzeit noch zögerlich – ein Verhalten, das typisch für frühe Phasen zyklischer Bewegungen ist. Schwankungen werden häufig als Trendbrüche gedeutet, obwohl sie in dieser Marktphase eher die Regel als die Ausnahme sind. Historisch waren es oft jene Anleger, die in solchen Momenten antizyklisch Positionen aufbauten, die langfristig überdurchschnittlich profitierten.
Ein Großteil der Investoren orientiert sich weiterhin an bisherigen Outperformern. Doch mit der sich abzeichnenden Kapitalrotation gewinnen Rohstoffe als reale Anlageform neue Relevanz. In einer Welt multipler Krisen werden physische Werte zu strategischen Ankerpunkten.
Kupfer, Öl und Gas: Weitere Puzzleteile des Zyklus
Unlängst hat Kupfer angefangen zu performen, nicht zuletzt wegen angekündigten US-Importzöllen von 50 %. Kupfer hat sich so auf ein neues Allzeithoch geschwungen. Bis US-Präsident Donald Trump zuletzt bestimmte Kupferimporte von Zöllen ausgenommen hat. Dadurch ist der Kupferpreis in den USA Ende Juli um über 20 % eingebrochen. Dies ist dem höheren, durch die US-Zölle verursachten US-Preis geschuldet. In London wurde Kupfer noch nie zu einem so hohen Preis gehandelt. Kupfer korreliert ebenfalls mit Verspätung mit den Edelmetallen, weshalb der Preis hier konsolidieren könnte, bevor er wieder ansteigt.
Öl und Natural Gas stehen vor einer Konsolidierung. In einer nächsten Phase werden auch sie ihre Rallye starten. Denn keine signifikante Commodities Rallye hat ohne Ölpreisanstieg stattgefunden. Viele Zeichen am Horizont deuten auf ein inflationäres Szenario hin, in dem Rohstoffe ein sicherer, wenn auch volatiler Hafen sind.
Fazit: Gold zeigt den Weg – Silber hat Hebel
Die Weltwirtschaft steht an einem Wendepunkt. Die gewohnten Stabilitätsmuster – niedrige Zinsen, stetiges Wachstum, geldpolitische Unterstützung – sind unter Druck. In dieser Umbruchsituation sprechen sowohl historische Muster als auch aktuelle Entwicklungen für eine Aufwertung von Rohstoffen.
Gold hat den Aufbruch längst signalisiert. Silber, gestützt durch industrielle Nachfrage und strukturelle Knappheit, könnte folgen – mit erheblichem Nachholpotenzial.
Der neue Rohstoffzyklus steht möglicherweise erst am Anfang. Wer früh handelt, profitiert nicht nur taktisch, sondern positioniert sich langfristig für ein verändertes Marktumfeld.